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Kunst und Kultur zu Hohenaschau

Art Aschau

oder

Auf die Aschauer Art

Eine Betrachtung von Hans Sautter *


An Kletterkünstler auf der Kampenwand oder an die Kochkünste von Sternekoch Heinz Winkler in seiner Residenz denken viele zunächst, wenn sie den Namen Aschau hören. Wahre Kunstliebhaber indes verbinden mit dem 6000-Seelen-Dorf im Chiemgau schon seit längerer Zeit den Verein "Kunst und Kultur zu Hohenaschau", – einem Ortsteil von Aschau - der 2011 sein 20-jähriges Jubiläum feierte.

Sehenswert sind schon allein dessen Ausstellungsräume in einer ehemaligen, vor 1oo Jahren gebauten Luxus-Reitanlage in einem idyllischen Park zu Füßen von Schloss Hohenaschau, die 1999 bezogen wurden. Zuvor hatte das altehrwürdige, ehemalige Amtshaus von Hohenaschau als Domizil gedient. Das Programm des Vereins in der Provinz ist freilich alles andere als provinziell und sucht seinesgleichen – nicht nur zwischen München und Salzburg, sondern weit darüber hinaus; seine rund 250 Mitglieder kommen aus ganz Deutschland, von Kampen bis zur Kampenwand.

Dass der Verein Kunst und Kultur zu Hohenaschau heute einen so exzellenten Ruf in der Kunstszene der Republik genießt, ist vor allem einem Mann zu verdanken – Rudolph Distler. Der Maler aus Aschau steuert als Kurator seit der Gründung des Vereins 1991 unbeirrt dessen künstlerische Ausrichtung.

"Wir entziehen uns – bei allem Respekt – dem Heer malender und bildhauernden Amateure", lautet Distlers Prämisse. Ein klarer Kurs, der nicht immer auf Verständnis stößt, der jedoch die besondere Aschauer Art prägte.

"Doch wir wollen nicht nur professionelle Künstler zeigen, die im Scheinwerferlicht des Kunstmarkts stehen, sondern auch Absolventen aus den Kunstakademien. Ihnen wollen wir ein Forum bieten, damit Wertschätzung entgegenbringen und - nicht zuletzt - Gelegenheit geben, ihre Werke zu verkaufen und dadurch ihr Leben zu organisieren", so Distlers Anliegen.

Distler, seit 2010 auch Erster Vorsitzender des Vereins, holte internationale Stars wie Ernst Fuchs, Johannes Grützke oder Max Kaminsky und nutzte persönliche Kontakte. Wie etwa zu dem Berliner Klaus Fußmann, der 2011 schon zum dritten Mal mit von der Partie war, und von dessen Meisterschülern schon einige ihre Arbeiten in Hohenaschau präsentierten – wie beispielsweise Thomas Kaemmerer, Philipp Mager oder Christopher Lehmpfuhl. Auch ausländische Künstler wie der Spanier Antonio Villanueva, der Japaner Ryusho Matsuo oder der Bulgare Nikolay Karamfilov gaben im Priental ihre Visitenkarte ab.

Natürlich durchstreifte Rudolph Distler auch Münchener Gefilde. So entdeckte er in der Künstlerkolonie an der Domagkstraße Ransome Stanley und Bernhard Springer. In jüngster Zeit machte ein Leipzig-Zyklus in Hohenaschau von sich reden und Namen wie Yvette Kiessling, Jörg Ernert und Andreas Wachter. Selbst Arno Rink, der Begründer der "Leipziger Schule", konnte Distlers Werben nicht widerstehen. Seine Ausstellung in Hohenaschau war offensichtlich so bemerkenswert, dass sogar das "ZDF-Heute-Journal" darüber berichtete.

Freilich ist Rudolph Distler bei seinem Spagat als freischaffender Maler und Kurator nicht ganz allein auf sich gestellt. Ein Rechtsanwalt, ein Steuerberater, ein Journalist, ein Architekt, ein Künstlerkollege und ein Malermeister stehen ihm bei der Führung des Vereins zur Seite.

Und noch ein Mann darf hier nicht vergessen werden, der entscheidend zur erfolgreichen Entwicklung von Kunst und Kultur zu Hohenaschau beitrug: Klaus Jörg Schönmetzler. Der Kulturreferent des Landkreises Rosenheim hält seit 1992 zu jeder Vernissage eine Einführungsrede, die sich durch höchste Kompetenz, tiefes Einfühlungsvermögen und sprachliche Virtuosität auszeichnet. Er bringt den andächtig lauschenden Besuchern das Verständnis für die ausgestellten Werke nahe und selbst die anwesenden Künstler bisweilen zum Staunen. Oder um es mit einem Satz des Berliner Philosophen Harry Lehmann in dessen Vorwort im Aschauer Jubiläums-Katalog auszudrücken: "In Gestalt von Schönmetzler fand die in Hohenaschau präsentierte Kunst ihre Reflexivität!"

Art in Aschau: Über 100 Ausstellungen von gegenständlicher, figurativer Malerei
gab es hier seit 1991, dazu auch Lesungen, Konzerte und Kabarett. Im Jubiläumsjahr wurden Werke von Künstlern gezeigt, die in der vergangenen Dekade schon einmal in Hohenaschau waren. Und als der Verein am 18. September 2011 im Kreise seiner Mitglieder in der Aschauer Festhalle seinen 20-jährigen Geburtstag feierte, kamen auch viele Künstler wieder, die sich schon länger zum Aschauer Freundeskreis zählen.

Welche Wertschätzung der Verein selbst an "höchster Stelle" genießt, zeigte sich auch darin, dass sich Dr. Wolfgang Heubisch, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, - seit Jahren ebenfalls Mitglied des Vereins – beim Festabend persönlich die Ehre gab und die Leistungen und die Bedeutung des Vereins in einer Rede würdigte.

Hohenaschau ist tatsächlich ganz speziell und im Gegensatz zum unterkühlten Ambiente kommerzieller Kunstgalerien herrscht hier eine Atmosphäre, in der auch das Zwischenmenschliche eine ganz wesentliche Rolle spielt.
So werden bei den Vernissagen anstelle von steifem Stehempfang, Sekt, Häppchen und Smalltalk im zweiten Teil des Abends im Ausstellungsraum Bier-Bänke- und Tische aufgeklappt. Bei Schweinebraten oder Matjes vom "Metzger-Toni", frisch gezapftem Bier oder italienischem Rotwein hocken Besucher und Künstler im gemütlichen Gespräch beieinander. Und an einem schönen Sommerabend sitzen alle im Hof vor der Galerie bis Mitternacht im Freien. Dann schimmert hoch oben das weiße Gemäuer von Schloss Hohenaschau mystisch im Scheinwerferlicht und der Mond schaut wohlgefällig über die Kampenwand herab, Auch das gehört eben zu der besonderen Aschauer Art und hätte einen Stern vom Firmament verdient…

* Hans Sautter war bis 2016 2. Vorsitzender und Pressereferent des Vereins